ProMission
Missionprojekt mit Studenten in Tansania

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    Missionprojekt mit Studenten in Tansania

    Dr. László Szabó

     

    In der tansanischen Massaisteppe erscheinen Europäer meistens nur als Touristen, die für Fotos kurz anhalten. An der Not, dem menschlichen Elend der Massai, fahren sie vorbei. Die Dürre, der Wassermangel und oft auch Aussichtslosigkeit stellen die Menschen im Longido-Gebiet auf eine echte Bewährungsprobe, aber das erkennt man an den Massai als oberflächlicher Beobachter nicht immer. Auf ihren Gesichtern ist das Lächeln wirklich zu Hause und sie singen auch gern. Vielleicht bleibt ihnen oft nichts anderes übrig; sie verbergen damit die eigentliche Not, die durch Klagen und Weinen sowieso nicht verändert werden kann.

     

    Der vergangene Sommer brachte aber wirklich Überraschungen für die Massai in Longido, denn die Weißen, die im August dort eintrafen, waren ganz andere Menschen als sie sonst erlebt hatten. Den Studenten der Theologischen Hochschule Friedensau waren nicht Fotos wichtig, sondern die Menschen. Sie blieben für Wochen in den Dörfern der Massai, versuchten etwas von ihrer Sprache zu lernen, hörten zu, um ihre Kultur kennenzulernen, entdeckten Bedürfnisse, arbeiteten an Wasserprojekten, verteilten Lebensmittel, spielten mit Kindern, besuchten Kranke, um für sie zu beten, und taten alles dafür, dass sie den Menschen abends Mut und Hoffnung zusprechen. Das alles geschah im Rahmen des Projekts „ProMission“.

     

    ProMission ist ein Projekt des Missionswissenschaftlichen Institutes der Theologischen Hochschule Friedensau. Dieses Projekt hat zum Ziel, die nächste Predigergeneration zu einem effektiven missionarischen Dienst zu befähigen, indem wesentliche Praxiserfahrungen die persönliche Entwicklung von Studenten prägen. Als Ergänzung zur wissenschaftlichen Ausbildung sollen sie noch während des Studiums vielfältige Fertigkeiten in den folgenden wichtigen Bereiche ihres späteren Dienstes entfalten: Evangelisation, Gemeindeneuausrichtung, Gemeindegründung und interkulturelle Mission. Genau das geschah in Tansania.

     

    Am 22. August flog die 15-köpfige Gruppe nach Nairobi und fuhr per Bus nach Longido, Tansania, weiter, um dort für das Massai-Projekt der Theologischen Hochschule Friedensau zu arbeiten. Warum haben wir Tansania als Zielort ausgewählt? Die Antwort liegt auf der Hand: Auf einer Seite hat die Arbeit der ersten deutschen adventistischen Missionare hier viel Frucht getragen und wird immer noch geschätzt. Auf der anderen Seite habe ich selbst als Missionar dort gearbeitet und fühle mich nicht nur mit meinen Freunden hier, sondern mit dem ganzen Land verbunden. Die schwerwiegendste Antwort auf die Frage ist jedoch die Not der Massaibevölkerung. Es gibt etwa eine Million Massai, deren Leben durch Klimaveränderung, Wassermangel und noch viele andere Faktoren erschwert wird. Da sie sehr zerstreut leben, kann unsere Kirche vor Ort für sie ziemlich wenig tun. Aber durch die Zusammenarbeit des Friedensauer Missionsinstituts und des Tansanischen Verbandes gewinnt das Projekt Nachhaltigkeit und Dynamik.

     

    Nun lade ich die Leser und Leserinnen ein, die Friedensauer Gruppe vor Ort zu besuchen; sie arbeitet in neun Dörfern. Am Anfang des Aufenthalts bekommen die Studierenden durch Einheimische einen Einblick in die Kultur. Jeden Vormittag verbringen sie mehrere Stunden mit Vorbereitung auf den Dienst am Nachmittag und Abend. Wir studieren gemeinsam, welche Möglichkeiten und Grenzen vorhanden sind, wie wir Menschen ansprechen können und welche Dienstleistung angebracht, nötig und nachhaltig sein kann. Dann beginnt die praktische Arbeit.

     

    Jeder bereitet sich auf sein eigenes Projekt vor und fährt am Nachmittag los. Begleitet von einem Übersetzer und einem einheimischen Leiter besuchen sie Menschen in ihren „Bomas“ (Massaidörfer), führen Gespräche mit den Ältesten, gestalten Kinderprogramme und bringen Erwachsene für ein Abendprogram zusammen. Kulturanthropologie ist hier mehr als Theorie! Durch den Umgang mit Menschen lernen die Studierenden bedürfnisorientiert zu handeln und die Botschaft der Hoffnung kulturrelevant zu vermitteln. Für die Massai sind die Studenten von Friedensau laut einem Ältesten „Menschen, die uns Wasser gegeben haben und auch die Schule in unserem Dorf aufgebaut haben“. Damit rufen sie ihre Stammesgenossen selber zu unseren Veranstaltungen.

     

    Eine Forschung in Friedensau hat mit ihren erstaunlichen Ergebnissen das Vermitteln von biblischen Inhalten erleichtert. Lemareka Kibasisi, der selber Massai ist und für sein Masterstudium nach Friedensau kam, hat Hunderte von Massai-Traditionen untersucht und nachweisen können, dass über hundert dieser Erzählungen biblische Motive aufgreifen und vermitteln. Von der Sintflut bis hin zur Erlösung, die von einem Mittler am Kenya-Berg gebracht wird findet man Parallelen zu biblischen Inhalten. Ein Buch dazu wird bald veröffentlicht und wird dies in zwei Sprachen belegen. Lemareka begleitete das Team auch in Tansania und nahm an den Vorbereitungen teil. Seine Mitarbeit und seine durch die Forschung erworbenen Erkenntnisse waren sehr wertvoll für das Projekt.

     

    Vergangenes Jahr haben wir in vier Dörfern einfache Gemeinschaftshäuser aufbauen lassen, damit eine Versammlung überhaupt möglich ist. In einem anderen Dorf gibt es eine Grundschule, deren Gebäude auch für unsere Veranstaltung gut geeignet war, aber in Orbomba und Mundarara haben wir nur einen größeren Baum finden können, unter dessen Schatten die Studenten mit den Einheimischen zusammenkamen, um auch ihnen die Bibel näherzubringen. Hoffnung ist hier bitter notwendig. Das Ziel war, eine lebendige Beziehung zu Gott zu vermitteln; am Anfang waren die Studenten zurückhaltend und etwas unsicher, denn manche von ihnen haben davor noch nie über ihren Glauben öffentlich gesprochen. Sie wurden aber immer öfters zu Kranken eingeladen, um für sie zu beten. Wo noch Hoffnung auf eine Genesung bestand, brachten wir Menschen zum Krankenhaus oder besorgten wir Medizin für sie. Es gab aber genug Fälle, wo wir nichts mehr tun konnten. Viele im Team haben aber die Kraft des Zuhörens, der Ermutigung und besonders des Gebetes entdeckt. So kamen die Studenten mit großer Begeisterung zurück.

     

    In der Massaisteppe habe ich selbst den Wachstumsprozess der Studierenden beobachten können. Tag für Tag wurden sie reifer in ihrem Dienst, aufgeschlossener den Einheimischen gegenüber und motivierter für den Einsatz. Die Kinder waren bald zu ihren Freunden geworden und begrüßten sie mit großer Begeisterung. Mit den Erwachsenen haben sie gelernt gemeinsam Einsätze zu planen, einander trotz Unterschiedlichkeiten anzunehmen und Schulter am Schulter mit den Ältesten für die Massaibevölkerung da zu sein und Lebenshilfe zu leisten, die weit über die persönlichen Nöte hinaus auch lebendige Hoffnung und Trost vermittelte. Ihr Zeugnis veranlasste über 140 Menschen dazu, eine Taufentscheidung zu treffen und gemeinsam neue Gemeinde zu gründen, um weiterhin dies Gemeinschaft miteinander zu flegen. Zwar werden die Studenten in der Zukunft nicht alle noch einmal unter den Massai arbeiten, aber die persönliche Reife, die Fähigkeit zur Akzeptanz von sehr anderen Menschen – trotz den gravierenden Unterschiedlichkeiten – und die Fertigkeiten, die sie im Dienst entwickelt haben, werden auch hier in Europa reichlich Früchte tragen.


     
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